Stadtlauf sozial: Integration durch Sport
Ein- und Zweiheimische organisierten und unterstützen miteinander diese große Sportveranstaltung.
Ein- und Zweiheimische organisierten und unterstützen miteinander diese große Sportveranstaltung.
Noch etwas aus der Puste, aber gut gelaunt und mächtig stolz treffen sie sich nach dem Zieleinlauf am Stand von „Demokratie leben“ in der Heckingstraße: Die Zweiheimischen, die beim Firmen- und Jedermannslauf für die KulturGießerei an den Start gegangen sind, haben in der Teamwertung den 27. Platz erobert. Bei 48 Mannschaften und „fast ohne Training“, wie sie sagen, eine reife Leistung. Wie die anderen Läuferinnen und Läufer auch tragen sie nun die kleinen Rucksäcke, die die Veranstalter allen Teilnehmern geschenkt haben. Darauf der Slogan „Wer, wenn nicht wir!“ und der Hinweis auf „Demokratie leben“ und „Saarburger Vielfalt“.
Die Verantwortlichen der KulturGießerei freuen sich natürlich über die guten Laufzeiten ihres Teams bestehend aus Zweiheimischen mit Wurzeln in Syrien und Afghanistan. Insgesamt aber geht es eher um das olympische Motto: Dabeisein ist alles. Wie bereits beim Freizeitspaß „Saar Pedal“ am 20. Mai will man dorthin gehen, wo die Menschen sind, um „Flagge zu zeigen“.
„Flagge zeigen“: ein wichtiges Anliegen der Koordinierungs- und Fachstelle (KuF), die in der Saarburger KulturGießerei das Bundesförderprogramm „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ umsetzt. Kann das bei einem Internationalen Stadtlauf funktionieren? „Ja. Ich fand es sehr gelungen“, bilanziert Dr. Anette Barth, Geschäftsführerin der Koordinierungs- und Fachstelle.
Und in der Tat: Zwar sind Läufer in aller Regel sehr fokussiert, haben eher Strecke, Schritte und Stoppuhr im Blick. Da wird die Pulsfrequenz beachtet, da geht es um gute Zeiten oder einfach auch ums Durchhalten und Ankommen. Dennoch kam am 29. Juni niemand an den Anliegen von „Demokratie leben“ vorbei. Programmheft, Aufsteller mit Kilometerangaben, Plakate, Westen der Streckenposten, Rucksäcke: An allen Ecken und Enden der Stadt war zu lesen, worum es bei „Demokratie leben“ geht. Mehr noch: Ein- und Zweiheimische waren nicht bloß Gegner einer Laufveranstaltung. Nein! Gemeinsam gestalteten sie die Rennen. Hand in Hand, Seite an Seite. Ob nun eingeteilt als Streckenposten, als Helfer an den Ständen oder – bei der Hitze enorm wichtig – als Wasser-Spender. An der KulturGießerei zum Beispiel sorgte ein großes gemischtes Team für Durstlöschung und erntete so manches Dankeschön.
Da machte es auch nichts, dass der Hauptstand von „Demokratie leben“ am Zieleinlauf nicht so gefragt war wie noch bei „Saar Pedal“. Doch am Ende blieb auch dort das große Papier nicht unbeschriftet: Einige Interessierte hatten sich dann doch mit der Frage beschäftigt, wie „wichtig Toleranz für unsere Demokratie ist“, hatten zum Stift gegriffen und ihre Einschätzung abgegeben.
Anette Barth: „Die vier jungen Organisatoren haben großartige Arbeit geleistet mit ihren Helferinnen und Helfern: Besonders in der Umsetzung und Aktion vor Ort waren viele Ein- und Zweiheimische gemeinsam aktiv.“ Das Ziel sei erreicht worden, „Demokratie leben“ nicht nur als Programm in einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, „sondern vor allem auch aktive Demokratiearbeit an der Basis zu machen, zu den Menschen zu gehen und sie zu informieren!“
Laufen und „Flagge zeigen“: Das passt irgendwie gut zusammen. Für Beides braucht es manchmal einen langen Atem. Und Begeisterung. Daran mangelte es in Saarburg nicht. Alle Läuferinnen und Läufer wurden beklatscht und angefeuert. Ganz gleich, ob rekordverdächtig unterwegs oder etwas langsamer; ganz gleich, ob ein- oder zweiheimisch. Das Team der KulturGießerei durfte sich sogar über besondere Motivation freuen. So stand an einem Fenster der Schriftzug: „Wir fiebern mit für die Läufer der KulturGießerei. Toi, toi, toi! Allez! Yallah!“